Die 10 wichtigsten Schritte zur Rettung und Pflege hilfsbedürftiger Eichhörnchen

Die 10 wichtigsten Schritte zur Rettung und Pflege hilfsbedürftiger Eichhörnchen

In unserem Artikel “10 Schritte zur Hilfe für Eichhörnchen in Not” beleuchten wir detailliert, wie man in verschiedenen Situationen richtig handelt, um jungen und verletzten Eichhörnchen effektiv zu helfen.

Von der ersten Berührung und Aufnahme eines Findelkindes bis hin zur richtigen Beurteilung ihres Zustands, decken wir alle wesentlichen Aspekte ab. Wir erklären, wie man Geschwistertiere aufspürt, die Erstversorgung mit Wärme und Flüssigkeit sicherstellt und wie man bei Bedarf einen Tierarzt konsultiert. Darüber hinaus geben wir wichtige Hinweise zur sicheren Unterbringung der Tiere und zur Stimulation ihrer lebenswichtigen Körperfunktionen.

Unser Artikel bietet eine fundierte Anleitung, um diesen kleinen, hilfsbedürftigen Wesen in kritischen Momenten zur Seite zu stehen, und betont die Bedeutung des menschlichen Eingreifens in Situationen, in denen die Natur allein nicht mehr ausreicht, um das Überleben zu sichern.

Wenn Sie ein Eichhörnchen-Jungtier gefunden haben, beachten Sie bitte "Die 10 wichtigsten Schritte" oder rufen Sie die Service-Hotline des Eichhörnchen-Notrufes an (bitte beachten Sie die jeweiligen Sprechzeiten!).

1. Anfassen – Aufnehmen – Schützen – Leben retten!

Entgegen der landläufigen Meinung, darf man Eichhörnchen-Findelkinder anfassen. Die Mutter lehnt es deswegen nicht ab. Vielleicht ist es Ihnen bereits hinterhergelaufen oder gar an Ihrem Hosenbein hochgeklettert.

Dieses Tier braucht dringend Ihre Hilfe!!

Es sind fast ausschließlich Jungtiere die auf diese Weise hilfesuchend auf den Menschen zukommen. Eichhörnchenbabys kann man meist leicht mit der Hand aufnehmen.

Sie haben keine übertragbaren Krankheiten, insbesondere haben sie keine Tollwut!

Sollten Sie ein krankes oder verletztes adultes, also erwachsenes, Eichhörnchen gefunden haben, ist es dringend angebracht, geeignete Handschuhe zu tragen oder das Eichhörnchen mit einem großen Handtuch aufzunehmen.  

Eichhörnchen sind „Fluchttiere“. Können sie aufgrund einer Verletzung o. ä. nicht mehr fliehen, bleibt ihnen nur noch die instinktive Verteidigung mit den scharfen Nagezähnen. Schützen Sie sich hier also vor schmerzhaften Bissverletzungen.

2. Beobachten

Viele Jungtiere werden von ihrer Mutter zurückgeholt!

Was hier zu beachten ist, lesen Sie bitte unter dem Punkt „Rückführung zum Muttertier“ (Erste Hilfe).

Bitte lassen Sie ein scheinbar verwaistes Eichhörnchen nicht unbeobachtet liegen, der Satz: „die Natur wird es schon richten“ ist längst nicht mehr zeitgemäß. Ca. 50 % der Tiere, die aufgefunden werden, sind letztlich durch menschliches Handeln in diese lebensbedrohliche Situation gebracht worden und nicht durch „natürliche“ Begebenheiten. 

Um die individuelle Situation richtig einzuschätzen, beraten wir Sie gerne am Servicetelefon. Beobachten Sie das Findelkind und schützen Sie es vor Katzen, Hunden und Rabenvögeln.

3. Nach Geschwistertieren suchen

Die meisten Eichhörnchen-Findelkinder geraten in Not, weil  z. B. ihre Mutter nicht mehr lebt oder der Kobel zerstört wurde. Oft ist so der ganze Wurf (zwischen 2–6 Junge) betroffen und auf menschliche Hilfe angewiesen.

Bitte vergewissern Sie sich daher genau, ob sich am Fundort nicht noch weitere Jungtiere aufhalten.

Da sich die Tiere je nach Alter und Mobilität auch in einem größeren Radius bewegen können bzw. sich aus Angst verstecken, sollten Sie sich unbedingt genug Zeit nehmen und ggf. den Fundort mehrfach und über 2–3 Tage aufsuchen.

4. Wärme

Alle lebenserhaltenden Körperfunktionen sind von der „normalen“ Körpertemperatur abhängig. Findelkinder sterben oft an Unterkühlung, da sie ihre eigene Körpertemperatur noch nicht konstant halten bzw. regeln können.

Auch wenn die Lufttemperatur sommerlich warm ist, sind geschwächte oder sehr kleine Tiere schnell völlig ausgekühlt. Hinzu kommt, dass Muttertiere unterkühlte Jungtiere nicht zurückholen und eine mögliche Rückführung demnach nicht erfolgen kann!

Sollte es nötig sein, das Jungtier mitzunehmen, sind Wärmflasche, Körnerkissen oder ein kleines elektrisches Heizkissen (Stufe 1) sehr hilfreich. Alternativ kann auch eine leere PET-Flasche mit lauwarmem Wasser gefüllt werden. Alle Wärmequellen bitte so unterbringen, dass das Eichhörnchen auch die Möglichkeit hat, sich davon zu entfernen, falls es ihm zu warm wird!

Ein Handtuch oder ein T-Shirt zum einkuscheln verwenden. Heu, Stroh, Laub oder Moos sind nur optisch nett anzuschauen, haben aber in der Erstversorgung keinerlei Nutzen.

5. Flüssigkeitsversorgung

Fundtiere sollten immer zuerst mit Flüssigkeit versorgt werden. Dies gilt auch für scheinbar kräftige oder gesunde Tiere. Meist sind die Tiere schon seit Stunden/Tagen ohne Versorgung – die Vitalfunktionen werden dann durch die Dehydration oder Unterversorgung nur noch notdürftig aufrechterhalten. Wird solch ein Tier mit Milch oder ähnlichem gefüttert, wird es durch die einsetzende Verdauung noch mehr geschwächt – dies kann zu Krämpfen bis hin zum Kreislaufzusammenbruch führen.

Gehen Sie daher folgendermaßen vor:

In 200 ml abgekochtes Wasser oder Fencheltee werden 2 Teelöffel Traubenzucker oder Honig und eine kleine Prise Salz gegeben.

Nach dem Abkühlen wird die Flüssigkeit mit einer Spritze (ohne Kanüle) oder Pipette, zur Not dient auch ein, auf die Hälfte abgeschnittener, Trinkhalm der in die Flüssigkeit getaucht wird und mit dem Finger oben abgedichtet wird, dem Tier zugeführt.

  • von dieser Flüssigkeit geben Sie dem Eichhörnchen zu Beginn bitte nur tropfenweise vorsichtig in die Backentasche oder auf die Lippen
  • wenn es selbstständig trinkt, so viel es möchte
  • man sollte unbedingt darauf achten, dass man langsam und geduldig vorgeht, so dass sich das Tier nicht verschluckt, keine Flüssigkeit in die Atemwege kommt und eine Lungenentzündung verursacht
  • wenn es nach jedem Schlucken vor Erschöpfung wieder einschläft, ist Geduld und Einfühlungsvermögen gefragt
  • ein Richtwert für die Notversorgung in der ersten Stunde: 2–3 ml für ein Eichhörnchen unter 50 g Körpergewicht, 3–5 ml über 50 g Körpergewicht. Anfänglich alle 15 min. kleinste Mengen
  • wenn es nicht schluckt, gehen Sie bitte sofort zum Tierarzt und bitten um subkutane Flüssigkeitszufuhr
  • im Zweifel gilt immer: Rufen Sie an!! Eine falsche Einschätzung der Situation könnte dem Eichhörnchenbaby das Leben kosten

6. Erste Beurteilung

Auch wenn das Eichhörnchen scheinbar schlafen möchte, sich zusammenrollt und sich nur verstecken möchte, Sie müssen es sich genau anschauen! 

Schwer traumatisierte, unter Schock stehende Tiere, „quietschen“ vor Angst. In diesem Fall bedecken Sie den Kopf bzw. die Augen dieses Tieres mit einem Handtuch.

Wie ist der Allgemeinzustand des Tieres?

  • agil oder schlapp?
  • gut genährt oder sehr mager/halb verhungert?
  • sind offene Verletzungen zu sehen? Wenn ja, sind diese „frisch“?
  • sind am Körper oder in möglichen Fleischwunden kleine weiße längliche Eier (Fliegeneier) zu sehen?
  • Blutungen aus Mund und/oder Nase?
  • abgebrochene Zähne?? stecken diese noch im Mund?
  • Blutergüsse, Schwellungen?
  • werden alle 4 Beine bewegt? Lähmungen? Knochenbrüche?
  • sonstige Auffälligkeiten?

Rufen Sie an – wir beraten Sie am Telefon!! Oder fragen Sie Ihren Tierarzt, ob er Wildtiere behandelt.

7. Urin-Stimulierung

Eichhörnchenbabys können anfangs (bis zur 7. Woche) nicht selbständig Urin ablassen. Bleibt die Stimulation, die in der Natur die Mutter durch Ablecken übernimmt, aus, so verbleiben nicht nur die schädlichen Harngiftstoffe im Körper, sondern das Tier kann auch durch den entstehenden Blasenhochstand und den sich daraus ergebenen „Platzmangel“ im Körper massive Atemprobleme bekommen. Aus diesem Grund ist es von großer Wichtigkeit, dass durch Stimulation die Blase des Tieres entleert wird.

Für die Stimulation nimmt man am besten ein weiches Blatt Toilettenpapier oder Kleenex-Tuch, dreht das Jungtier vorsichtig in der Hand auf den Rücken und fährt leicht und ohne Druck in regelmäßigen Bewegungen über das Geschlechtsteil des Tieres. Diese Stimulation erfolgt bestenfalls so lange, bis kein Urin mehr abgesetzt wird.

Da sich das Jungtier anfangs eventuell gegen das ungewohnte Prozedere wehren wird, sollte man sich unbedingt Zeit nehmen. Sobald Urin abgesetzt wird halten die meisten Tiere in der Regel still.

Wichtig ist, dass man immer ein weiches Tuch nimmt und ohne Druck arbeitet, um eventuelle Entzündungen durch Wundreiben zu vermeiden. Nach der Stimulation sollte das Tier mit einem leicht angefeuchteten weichen Tuch gereinigt werden, so dass die zarte und empfindliche Haut durch den Urin nicht gereizt wird.

Der Urin sollte klar und hell sein, ist er dunkel, so wurde vermutlich länger kein Urin abgesetzt. Riecht der Urin gar nach „Fisch“, so könnte dies ein Hinweis auf eine Nieren- oder Blasenentzündung sein. Ist das Tier ansonsten fit und aktiv, sollte zunächst über die nächsten Stunden vermehrt Flüssigkeit verabreicht werden, um die Nieren und Blase zu „spülen“. Tritt daraufhin keine Besserung ein, so sollte ein Tierarzt aufgesucht werden, der das Tier ggf. antibiotisch behandelt.

8. Sichere Unterbringung – Ruhe – Geborgenheit

Haben Sie ein Eichhörnchen gefunden, so können Sie davon ausgehen, dass das Tier bereits eine Menge durchgemacht hat. Oft sind diese Tiere schwer traumatisiert und stehen enorm unter Stress, hinzu kommen Schmerzen durch Verletzungen, zusätzlicher Stress durch die Anwesenheit des Menschen, den Transport, Lärm etc.

Generell ist wichtig, dass Findelkinder an einem ruhigen Ort die Möglichkeit haben, sich von all diesen Strapazen zu erholen.

Haben Sie die Erstversorgung durchgeführt, so bringen Sie es in einem Bereich Ihrer Wohnung unter, wo es ruhig ist oder tragen Sie es behutsam unter Ihrem Pullover, damit es durch den Körperkontakt ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit erfährt.

Haben Sie Kinder, so versuchen Sie bitte zu vermitteln, was das Tier vermutlich schon alles erlebt hat, dass es kein Spielzeug ist und dringend Ruhe braucht. Eichhörnchen-kinder sind sehr empfindlich und zu viel Stress kann sich mehr als nachhaltig auf den Gesundheitszustand auswirken.

Bitte bedenken Sie, eine gesicherte Unterbringung bedeutet auch Schutz vor Verletzungen. Ein geschwächtes Tier könnte sich nach relativ kurzer Zeit soweit erholt haben, dass es plötzlich sehr aktiv wird, bei einem Versuch hinauszuklettern könnte es abstürzen oder sich einklemmen.

9. Wann muss ein Tierarzt aufgesucht werden?

Eichhörnchen-Findelkinder können eine Reihe von Verletzungen davongetragen haben. Hauptgründe sind hierfür Verletzungen durch den Sturz aus dem Nest, Angriffe von Katzen/Krähen oder generell durch die Auswirkungen einer zu langen Unterversorgung.

Zu berücksichtigen ist hier jedoch, dass sich nicht jeder Tierarzt mit der Versorgung von Wildtieren auskennt und so leider auch hin und wieder Medikamente verabreicht werden, die die Tiere nicht vertragen, gar zu schweren Schäden führen können.

Bitte fragen Sie daher zuvor den jeweiligen Tierarzt, ob er Wildtiererfahrung hat oder ggf. einen Kollegen nennen kann, der sich auf diesem Gebiet auskennt.

Gerne stehen wir auch hier mit Rat und Tat zur Seite, nennen Ihnen uns bekannte Tierärzte vor Ort oder informieren Sie über gängige Medikamente, die bei betreffender Medikation erfahrungsgemäß von den Tieren gut vertragen werden.

Vor allem: lassen Sie das Tier beim Tierarzt nicht entflohen!!! Die üblichen Spot-on-Präparate oder sonstigen handelsüblichen Entflohungsmittel aus dem Haustierbereich können für Eichhörnchen fatale Folgen haben, gar zum Tode führen.

10. Eichhörnchen-Notfallteam anrufen

Wir sind ein kompetentes Team, das Ihnen mit Rat und Tat zur Verfügung steht. Sollten Sie mit der Situation überfordert sein, Fragen oder Probleme haben, rufen Sie an. Gerne steht Ihnen das Service Team Notruf beratend zur Seite bzw. stellt den Kontakt zu einer Auffangstationen her, die das Tier aufnimmt, professionell aufzieht und später wieder auswildert.

Gerade Wildtiere sind in ihrer Aufzucht sehr anspruchsvoll und empfindlich. Mit einem Anruf können Sie Leben retten!

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